Sie werden Erlenbach auch in Zukunft bewegen: Muriel Langenberger, Huyen Phan Sturm, Maya Suter, Susanne Rieder und Marie-Hélène Breitenstein des Wahlbündnises «Erlenbach bewegt».

Mit Maya Suter Schilliger, Susanne Rieder und Huyen Phan Sturm haben es alle drei Kandidatinnen des Wahlbündnises «Erlenbach bewegt» im ersten Wahlgang in den neuen Gemeinderat geschafft. Verloren haben die bürgerlichen Parteien FDP und Mitte, die statt vier nur noch zwei Sitze im Gemeinderat haben.

Es ist die perfekte Wahlüberraschung: Niemand, vermutlich nicht einmal die Kandidatinnen selber, hätten wohl gedacht, dass sie alle drei auf Anhieb in den Gemeinderat (hier klicken)gewählt würden: Die parteilose Maya Suter und die beiden GLP-Vertreterinnen Susanne Rieder und Huyen Phan Sturm, die gemeinsam antraten. Zusammen mit der neuen Schulpflege-Präsidentin, der parteilosen Tabea Giger, die schon bisher  Mitglied der Schulpflege war und nun kraft ihres Amtes das siebte Mitglied des Gemeinderates wird, haben die vier Frauen nun eine Mehrheit im Gemeinderat.

Die Wahl ist unter anderem eine kräftige Schlappe für die bürgerlichen Parteien, vor allem für die FDP und die Mitte. Sie verlieren zwei ihrer bisher vier Sitze und sind nur noch mit Sascha Patak und Martin Dippon (beide FDP) im Gemeinderat vertreten. Ludwig Näf, der an Stelle des zurücktretenden Philipp Weckherlin für die FDP antrat, schaffte die Wahl ebenso wenig wie der  bisherige Vertreter der Mitte, Peter Keller.

Am meisten Stimmen als Gemeinderat machte der bisherige parteilose Philippe Zehnder. Weit abgeschlagen landeten die Architektin Christiane Brasseur und die Juristin und Lerntherapeutin Susy Pfister (beide parteilos).

Zu viele waren unzufrieden mit dem Gemeinderat

Allerdings: Gemeinderatswahlen sind Persönlichkeitswahlen, der Parteienproporz spielt nur eine untergeordnete Rolle. Die Abwahl von Peter Keller und das relativ schlechte Wahlergebnis von Gemeindepräsident Sascha Patak an bloss 4. Stelle sind einerseits das Resultat massiver Unstimmigkeiten innerhalb des Gemeinderates – die Spatzen pfiffen es schon längst von den Dächern, dass die Rücktritte von Philipp Weckherlin (FDP) und Jens Menzi (parteilos) mit diesen permanenten Querelen zu tun haben.

Sie sind aber auch eine Folge davon, dass der Gemeinderat zuweilen noch ganz in der Welt des vorigen Jahrhunderts zu leben schien. Insbesondere am Führungsstil von Sascha Patak und Peter Keller schieden sich die Geister.

Wer wird Gemeindepräsident?

Weniger eindeutig ging die Wahl zum Gemeindepräsidenten aus: Weder der bisherige Gemeindepräsident Sascha Patak noch sein Herausforderer, der bisherige Gemeinderat Philipp Zehnder (parteilos) erreichten das absolute Mehr; die dritte Kandidatin, Susy Pfister, blieb absolut chancenlos.

Auch hier sind die Stimmenzahlen aufschlussreich: Weder Sascha Patak (623 Stimmen) noch Philipp Zehnder (606) erreichten auch nur annähernd das absolute Mehr von 750 Stimmen. Und: Fast ein Viertel der Wählerinnen und Wähler wollen weder Patak noch Zehnder als Gemeindepräsident. Das sind ernüchternde Zahlen, vor allem im Hinblick auf den zweiten Wahlgang am 26. Juni. Da haben die Stimmberechtigten nur die Wahl zwischen zwei Kandidaten, die offensichtlich von der Mehrheit der Stimmbürgerinnen und -bürger als Gemeindepräsident nicht erwünscht sind.

Und sonst

Bei der Wahl in die Schulpflege (hier klicken) schaffte es einzig die Unternehmerin Muriel Langenberger vom Bündnis «Erlenbach bewegt»  nicht, die Nachfolge der Parteilosen Lotti Grubenmann anzutreten, während die Mitte ihren «Sitz» (bisher Silvano Matthei, neu Oliver Wulkan) halten konnte.

In der Bau- und Planungskommission (hier klicken) konnte die FDP ihren Sitz behalten: Architekt Claude Reinhardt ersetzt die Architektin Christine Hotz Steinemann.

Ein bisschen überraschend schliesslich die Wahl in die Rechnungsprüfungskommission (RPK): (hier klicken) Hier scheiterten sowohl der Bisherige Beat Steiner (FDP), der auch als Präsident der Reformierten Kirchenpflege höchst umstritten ist und vom parteilosen René Schwarzenbach «attackiert» wird, wie auch Christoph Schreib (FDP). Neu in der RPK sind Benjamin  Vetterli (parteilos) und Valérie Blanc Studer (Mitte).

Nik Winklers Einzelinitiative ist gescheitert

Die einzige kommunale Abstimmung neben den Wahlen, die Einzelinitiative von Nik Winkler, wurde von den Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern mit fast 69 Prozent abgelehnt. Nik Winkler hatte verlangt, dass gemeindeeigene Liegenschaften nur noch im Baurecht, also gleichsam auf Zeit verkauft werden dürfen. Auch sollen diese Liegenschaften nicht an den Meistbietenden auf Zeit «verkauft» werden.

Dass eine solche Initiative in einer Gemeinde wie Erlenbach nur geringe Chancen hat, war auch Nik Winkler von Anfang an klar. Allerdings: Was an der Initiative «zu extrem» sein könnte, wie Gemeindepräsident Patak in der Zürichsee-Zeitung meinte, ist schleierhaft. Denn dass eine so reiche Gemeinde wie Erlenbach ohne Not ihre gemeindeeigenen Liegenschaften definitiv verscherbelt, kann man beim besten Willen niemandem erklären. Denn sind sie einmal definitiv weg und auf dem freien Immobilienmarkt, hat die Gemeinde keinen Einfluss mehr darauf, was mit ihnen geschieht. Und vergibt sich so auch eine Chance, wenigstens im Kleinen mit dafür zu sorgen dass es in Erlenbach auch weiterhin einigen günstigen Wohnraum gibt.

Alle Resultate findet man auf der Webseite erlenbach.ch

Christian Rentsch

 

Ein Dank von Huyen Phan Sturm

Nach einem intensiven Wahlkampf mit vielen Gesprächen, Flyern, viel Koordination und Organisation, war ich einfach froh, dass endlich gewählt wurde!

Die Wahl hat in meinen Augen mit der hohen Wahlbeteiligung schon früh gut angefangen. Egal, wie das Resultat aussehen wird, schon am Samstag wurde klar, dass ein grosser Teils der Bevölkerung zur Wahl gehen wird. Und das ist gut so.

Sonntag: Ich nahm an, dass es sehr eng werden wird, und wir Neuen gegen die Bisherigen einen schweren Stand haben werden. Für mich wären als realistisches Szenario schon mehr als 500 Stimmen ein gutes Resultat gewesen. Umso mehr habe ich mich geehrt gefühlt und gefreut, dass wir drei Frauen vom “Frischen Wind” alle in den Gemeinderat gewählt wurden. Was für ein tolles Resultat!

Leider haben Marie-Hélène Breitenstein und Muriel Langenberger den Einzug in ihre Kommissionen knapp verpasst, aber auch sie haben enorm viele Stimmen erhalten.

Ganz herzlichen Dank, Erlenbacherinnen und Erlenbacher, für Euer Vertrauen.

Huyen Phan Sturm

Ein persönlicher Kommentar von Ludwig Näf

Ich bin mit dem Resultat zufrieden, zumal ich vor vier Jahren mit der Stimmenzahl von 699 wohl gewählt worden wäre. Allen gewählten Kandidat*innen gratuliere ich herzlich zur Wahl!

Es war von allem Anfang an klar: Die Verteidigung des erst vor vier Jahren von der CVP/Mitte hinzugewonnenen Gemeinderatssitzes wird für die FDP anspruchsvoll.

Mein Leben geht nun genau gleich weiter. Ich bleibe ein politisch engagierter und interessierter Zeitgenosse.

Ludwig Näf