Der Gemeinderat von Erlenbach, die Freiwilligenplattform erlinet.ch und viele Helferinnen und Helfer haben dafür gesorgt, dass eine Anzahl Menschen, die aus der Ukraine fliehen mussten, im Küsnachter Haus Heslibach für längere Zeit unterkommen.

Noch stehen die meisten Zimmer leer. In den nächsten Tagen aber werden sukzessive insgesamt rund 60 Ukrainerinnen und Ukrainer in das Haus Heslibach im Küsnachter Horn einziehen, einem ehemaligen Pflegeheim, das seit Jahren bei der Renovation von Altersheimen als vorübergehende «Zwischennutzung vermietet wird. Die Gemeinde Erlenbach hat das Haus am See von der Nachbargemeinde für die kommenden vier Jahre gemietet, um die «Erlenbacher» Flüchtlinge und Flüchtlingsfamilien aufzunehmen.
Der Gemeinderat: schnell und unbürokratisch
Ein Glücksfall, dass der Gemeinderat sich sehr schnell dazu entschieden hat, anstatt auf der Allmend einige Wohncontainer aufzustellen. Denn das Haus am See steht zwar leer, verfügt aber über rund 60 grosse, sonnige Zimmer, fast die Hälfte mit eigener Dusche und Toilette, dazu zwei grössere Aufenthaltsräume oder Cafés, wo man sich treffen kann und für kleinere Anlässe, mehrere Teeküchen und eine moderne Grossküche.
Die Gemeinde, vor allem Gemeindepräsident Sascha Patak und Gemeinderat Philipp Weckherlin, reagierten für einmal völlig unkompliziert und unbürokratisch. Mit Valeria Rentsch wurde eine erfahrene Heimleiterin eingestellt, mit der ebenfalls bereits pensionierten Sozialarbeiterin Eva Aellig kann ein Grossteil der Betreuung gleich im Haus stattfinden.
«Über Arbeitsverträge und Pensen haben wir erst geredet, nachdem sich der Betrieb ein wenig eingespielt hat», meint die Heimleiterin, «es ging darum, innert weniger Tage eine komplette Infrastruktur auf die Beine zu stellen. Es musste alles sehr schnell gehen.» Entscheide fällte man nicht in langen Sitzungen, sondern adhoc, gleichsam in voller Fahrt. Das funktioniert mit den beiden Gemeinderäten und Maya Suter, Mitglied der Liegenschaftenkommission, perfekt. Und auch der Küchenchef Dominik Weckherlin hat seine Arbeit bereits aufgenommen, auch wenn er in der riesigen Küche mit all den gewaltigen, noch arbeitslos herumstehenden Maschinen noch etwas einsam wirkt.
«Es braucht immer noch ein extrem hohes Mass an Flexibilität», meint Valeria Rentsch, «plötzlich stehen Leute da, die wir erst in einigen Tagen erwartet haben. Und umgekehrt. Vieles ist für die Flüchtlinge noch nicht recht planbar; sie müssen sich erst in einem völlig anderen Land zurechtfinden. Auch die Behörden haben mit der Zuteilung und anderen bürokratischen Problemen noch keine grosse Routine.


Die Freiwilligenplattform erlinet.ch: engagiert, schnell, zupackend
Ein Glücksfall ist aber auch, dass es in Erlenbach seit vier Jahren mit erlinet.ch eine hervorragende, sehr aktive Plattform für Freiwilligenarbeit gibt, die unter der Leitung von Regina Ehrbar und Anette Frei Nachbarschaftshilfe leistet, hilft, unterstützt, einspringt, koordiniert, organisiert, Menschen zusammenbringt. Rund hundert Freiwillige sind es inzwischen, die in dem von der Reformierten Kirchgemeinde getragenen Hilfsnetz mitmachen. Sie haben in den letzten Wochen eine riesige Arbeit geleistet, damit alle Zimmer wohnlich möbliert werden konnten. Es brauchte Betten, Tische, Stühle, Sofas, Geschirr, alles Mögliche von Badetüchern und Bettwäsche über Kaffeemaschinen und Heizplatten bis zu Pfannen, Töpfen und Schüsseln für die Küche. Und natürlich Spielsachen, denn im Haus Heslibach werden auch einige Kinder und Jugendliche zu Hause sein.
Nun ist bereits fast alles vorhanden. Die rund 80 engagierten Helferinnen und Helfer haben das ganze Unternehmen in einen Drive versetzt, wie man es sonst in der Freiwilligenarbeit selten sieht. Erlenbach wird nach diesen anstrengenden, aber engagierten Wochen ein klein wenig anders sein.


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