Lange haben Sie uns hingehalten, jetzt lassen die Veranstalter des Open-Air Kinos die Katze aus dem Sack: Mit dem Musik-Dokumentarfilm «Buena Vista Social Club» und dem Spielfilm «Die Berufung (On The Basis of Sex)» über den Kampf der legendären Richterin Ruth Bader Ginsburg um Gleichberechtigung erwarten uns zwei völlig unterschiedliche, aber gleichermassen spannende und rührende Filme.
Buena Vista Social Club
Wer ihn noch nie gesehen hat, wird begeistert sein, wer ihn schon kennt, wird sich gern ein zweites oder drittes Mal begeistern lassen: Der Film von Wim Wenders ist eine grossartige Dokumentation über die legendären Stars jener kubanischen Musikszene, die in den Vierziger- und Fünfziger Jahren das wilde Nachtleben von Havanna aufmischten.
Der Film von Wenders geht zurück auf ein Weltmusik-Projekt des amerikanischen Gitarristen und Produzenten Ry Cooder, der Mitte der 1990er Jahren in Havanna Aufnahmen mit den grossen Alten des Son machte, einer mitreissenden, lebensfrohen Mischung von traditioneller kubanischer Folklore, afrokubanischen Rhythmen und Jazz, die Mitte des vorigen Jahrhunderts in Havanna die heissen Nachtklubs und berüchtigten Spelunken des Rotlicht-Districts zum Tanzen und Sündigen brachten. Und die nach der sozialistischen Revolution weitgehend in der Versenkung verschwanden.
Kuba, wie es (leider) nicht mehr leibt und lebt
Der Welterfolg des Albums «Buena Vista Social Club» mit all den grossen Alten wie Ibrahim Ferrer, Omara Portuondo, Compay Segundo, Juan de Marcos und Rubén Gonzàlez animierte Cooder und seinen Freund, den deutschen Filmemacher Wim Wenders, 1999 noch einmal nach Kuba zu reisen und all diesen Musikerinnen und Musikern ein grandioses Denkmal zu setzen.
Wim Wenders ist mit der Kamera dabei, wenn sich die Bandmitglieder des neuen «Buena Vista Social Club» zu ihren Sessions treffen, wenn sie aus ihrem Leben erzählen, dem Filmer die kubanische Hauptstadt mit ihrem Zauber und ihrer maroden Schönheit zeigen. Und er ist auch dabei beim ersten Auftritt der Musiker ausserhalb von Kuba, in der berühmten New Yorker Carnegie Hall.
Die Berufung (On The Basis of Sex)
Er könnte fast nicht aktueller sein, der Film der amerikanischen Regisseurin Mimi Leder über die Juristin Ruth Bader Ginsburg, die sich ihr Leben lang für die Gleichstellung von Männern und Frauen einsetzte und 1993 zur erst zweiten Richterin am Obersten Gerichtshof der USA ernannt wurde. Denn natürlich arbeiten heute zwar ein paar Richterinnen mehr am Obersten Gerichtshof, aber immer noch werden den amerikanischen Frauen selbstverständliche Rechte verwehrt, wie das jüngste Urteil zur Abtreibung zeigt.
So klingt es denn ganz und gar nicht nach finsterer Vergangenheit, wenn die angehende Juristin Ginsburg im Film zu Beginn ihres Studiums an der juristischen Fakultät von Harvard mit den Worten begrüsst wird: „Wer sind Sie, woher kommen Sie, und warum besetzen Sie einen Platz, der traditionell einem Mann gebührt?“
Jüdin, Frau und Mutter
Mimi Leders Spielfilm zeichnet den lebenslangen Kampf der mutigen Juristin nach, es ist ein Weg voller Demütigungen und Rückschläge: Nach ihrem brillanten Abschluss an der Columbia University fand sie in keiner New Yorker Kanzlei eine Anstellung – dass sie zugleich Jüdin, Frau und Mutter war, ging den Herren dann doch etwas zu weit. So arbeitete sie als Professorin, gehörte zu den Aktivistinnen des Women’s Rights Project einer Bürgerrechtsbewegung, führte in den 1970er Jahren mehrere erfolgreiche Diskriminierungsklagen vor dem Obersten Gericht und setzte sich, allerdings etwas weniger lautstark, für das Recht auf Abtreibung ein, bevor sie 1993 von Bill Clinton endlich an den Supreme Court berufen wurde.
Auch eine schöne Liebesgeschichte
Sowohl im Leben wie im Film spielt eine wunderbare Liebesgeschichte eine wichtige Rolle: die grosse Liebe zu ihrem ungewöhnlichen Ehemann Martin, den sie seit ihrer gemeinsamen Studienzeit kannte, der als renommierter Steueranwalt für ihre Berufung alle Hebel in Washington in Bewegung setzte und später ganz auf seine eigene Karriere verzichtete, um zu Hause für die Familie zu sorgen, zu kochen und zu putzen.
Kurz: Grosses ergreifendes Kino über eine grosse Kämpferin für die Frauenrechte und einen für jene Zeit ausserordentlich emanzipierten Ehemann.
Der gesellige Teil
Was wäre das Open-Air Kino an der Erlenbacher Schifflände ohne das gesellschaftliche Drumherum, ohne das gesellige Zusammensitzen vor und nach dem Film, ohne die Grill-Spiessli und Salate, ohne die coolen Drinks und süssen Desserts?
Der Barbetrieb läuft bereits ab 18.30 Uhr und nach dem Film jeweils bis Mitternacht. Und natürlich haben sich die Veranstalter wie jedes Jahr eine kleine Überraschung ausgedacht: Passend zur Musik von Buena Vista Social Club haben sie die Getränkekarte gleichsam auf kubanische Art erweitert und verkaufen alle Drinks während einer Stunde nach Filmende für 5 Franken.
Wie man Tickets vorbestellen, kann, wie man Gönnerin oder Gönner werden kann und was einen an der Schifflände ausser den Filmen, der romantischen Seesicht, dem leisen Plätschern des Wassers und dem Sternenhimmel sonst noch erwartet, erfahren Sie hier.
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