Erlenbach braucht ein unabhängiges Diskussionsforum! Warum? Wer sich über die aktuelle Erlenbacher Dorfpolitik informieren will, hat dazu drei Möglichkeiten: Die Webseite «erlenbach.ch» und die Medienmitteilungen des Gemeinderates, den Erlenbacher Dorfbott und die Zürichsee-Zeitung.

Allerdings: Die Webseite «erlenbach.ch» und die Medienmitteilungen sind offizielle Organe der Behörden. Sie informieren ausschliesslich aus der Sicht des Gemeinderates und der Gemeindeverwaltung.

Der Dorfbott, der bloss vierteljährlich erscheint, wird von einem Dorfbott-Ausschuss herausgegeben, in dem neben dem Gemeindeschreiber ebenfalls ausschliesslich Gemeinderäte sitzen.

Die Zürichsee-Zeitung greift zwar aktuelle Themen der Gemeindepolitik auf, allerdings: Je unspektakulärer, je «lokaler» ein Thema ist, desto geringer sind die Chancen, dass darüber berichtet wird, selbst wenn es – wie etwa die Gemeindeordnung – weitreichende Konsequenzen hat. Und: Anlass und Ausgangspunkt für ihre Berichte und Recherchen sind in den meisten Fällen Projekte oder Mitteilungen des Gemeinderates. Meist ist dann die erste Anlaufstelle der Journalistin oder des Journalisten wiederum die Gemeindeverwaltung, der Gemeinderat oder die zuständige Behörde. Erst in zweiter Linie kommen dann, wenn überhaupt, «andere Stimmen», betroffene Einzelpersonen oder Parteien zu Wort.

Erlenbacherinnen und Erlenbacher, die sich zur Gemeindepolitik äussern wollen, haben demgegenüber nur eine einzige Möglichkeit: Sie können einen Leserbrief schreiben. Er darf, so die Redaktion der Zürichsee-Zeitung, nicht mehr als maximal 2000 Zeichen haben, das sind rund 60 Zeitungszeilen. Etwas differenziertere Argumente und Meinungen zu komplexen Themen, etwa zur Dorfkernplanung, zur Liegenschaftenpolitik der Gemeinde etc., lassen sich auf diesem knappen Raum kaum erörtern. Dass solche Fragen in der öffentlichen Debatte kaum vorkommen, bedeutet aber nicht, dass sie nicht existieren, sondern bloss, dass es derzeit kein Forum gibt, wo sie diskutiert werden können.

In den letzten Jahren hat sich, gerade im Vorfeld von Abstimmungen und Gemeindeversammlungen, immer wieder gezeigt, dass ein erhöhter Diskussionsbedarf durchaus vorhanden ist. Auf eine Reihe von Abstimmungsniederlagen, die offenbarten, dass der Gemeinderat nicht selten an den Bedürfnissen der Bevölkerung vorbeipolitisiert, hat der Gemeinderat nicht seine Politik geändert, sondern versucht, seine Kommunikation zu professionalisieren. Kurz: Er will – zum Beispiel – nicht seine Liegenschaftenpolitik grundsätzlich ändern, sondern bloss besser verkaufen.

Deshalb brauchen wir ein unabhängiges Diskussionsforum. Das «Forum Erlenbach» soll allen Erlenbacherinnen und Erlenbachern, aber auch Ausländern oder noch nicht stimmberechtigtem Jugendlichen offenstehen – selbstverständlich aber auch den Parteien, Vereinen, Interessengruppen und Behördemitgliedern. Die Behörden haben aber keine privilegierte «Vormachtstellung»; in diesem Diskussionsforum sind alle Stimmen gleichwertig.

Die Kernidee dieses Blogs ist einfach: Das «Forum Erlenbach» soll ein virtueller Stammtisch sein. Es gibt keinen Chef und keinen Türsteher, der bestimmt, wer Zutritt zum Stammtisch hat. Und es gibt keinen Diskussionsleiter oder Moderator, der bestimmt, wer mitreden darf und wer nicht.

Für die aktive Teilnahme an diesem «Stammtisch» gibt es bloss drei Einschränkungen: Nicht veröffentlicht werden anonyme Stellungnahmen oder solche unter einem Pseudonym. Und: Nicht akzeptiert werden beleidigende, diffamierende oder rassistische Diskussionsbeiträge. Für Streitfälle werden wir eine Rekursinstanz einrichten. Falls es anderweitige Probleme gibt, werden wir sie dann lösen, wenn sie auftreten.

Vorderhand verzichten wir auf kommerzielle Werbung. Ob später zur Finanzierung des Blogs kommerzielle Werbung möglich sein soll, werden wir entscheiden, wenn ein Bedürfnis danach besteht. Willkommen sind aber bereits jetzt Ankündigungen (und Berichte) von Vereinsanlässen, von Kulturveranstaltungen, von Konzerten, Lesungen, Ausstellungen, Openair-Kino etc. Und selbstverständlich geben wir auch Informationen weiter, veröffentlichen Aufrufe, Anfragen und Angebote etwa im Zusammenhang mit Flüchtlingen aus der Ukraine – und anderswo.

Klar ist: Dieser Blog ist so erfolgreich oder erfolglos, wie die Erlenbacher Bevölkerung ihn benutzt., Deshalb: Machen Sie mit, reden und schreiben Sie mit, damit auch Ihre Stimme gehört wird.

Christian Rentsch, April 2022